Lokalisierung von E-Learning Kursen

Möchten Sie Ihre E-Learning Kurse in anderen Ländern erfolgreich einsetzen? Wenn Sie diese Frage mit „ja“ beantwortet haben, dann wird Ihnen früher oder später der Begriff Lokalisierung begegnen. Aber was ist das genau?

Lokalisierung vs. Übersetzung

Der Begriff Lokalisierung wird häufig mit einem anderen Begriff verwechselt, und zwar mit der Übersetzung.

Unter Übersetzung versteht man eine Übertragung von Ausgangstexten von Software, Dokumentationen, Websites oder digitalen Inhalten in eine andere Sprache.

Lokalisierung ist dahingegen viel mehr als eine sprachliche Übersetzung. Sie beinhaltet auch die vollständige kulturelle Anpassung eines Produkts an eine Zielgruppe und an Landesgegebenheiten. Dazu gehört unter anderem die Anpassung der Farben und des Layouts sowie eine Analyse von Symbolen und Grafiken, die in der Zielkultur keinen Sinn ergeben oder dort als beleidigend empfunden werden könnten.

Einfache Dinge wie das Feedback im Quiz mit dem Daumen hoch – Daumen hinunter Symbol muss hinterfragt werden. Die Bildwirkung ist unter anderem nicht nur kulturell, sondern auch von der Leserichtung abhängig und daher etwa im arabischen Raum besonders zu berücksichtigen – beispielsweise Prozessgrafiken müssen hier anders gestaltet werden. Neben der visuellen Ebene ist auch die kommunikative Ebene stark kulturell beeinflusst. Die Art und Weise wie ein Geschäftsgespräch in Europa und in Asien geführt wird, ob Small Talk geführt wird oder persönliche Dinge als Einstieg ausgetauscht werden, unterscheidet sich maßgeblich. Eine reine Übersetzung der Dialoge in einem Sales Training wird in diesem Fall nicht ausreichen, die Dialoge oder Szenarien müssen vollkommen anders konzeptioniert werden. 

Lokalisierung_Unterschied

Lokalisierung von E-Learning-Kursen

Besteht auch nur die geringste Chance, dass ein E-Learning-Kurs lokalisiert wird, sollte dies von Anfang an bedacht werden. Sie müssen schon in der Ersterstellung darauf achten, dass beispielsweise genug Platz für längere Texte in anderer Sprache bleibt oder auch auf Redewendungen verzichten.

Ein einfaches Beispiel: Inklusive Leerzeichen ist „Click on the button to proceed“ mit 31 Zeichen wesentlich kürzer als „Klicken Sie auf die Schaltfläche um fortzufahren“ mit 48 Zeichen. Und in diesem Beispielsatz musste noch nicht einmal auf das Gendern geachtet werden, das im Deutschen je nach Methode nochmal einige Zeichen mehr beansprucht. Selbstverständlich müssen, wie auch bei reinen Übersetzungen, die verwendeten Schriftarten hinsichtlich der korrekten Zeichendarstellung geprüft werden. Insbesondere gilt das natürlich, wenn z. B. kyrillische oder chinesische Schriftzeichen verwendet werden. Es ist ratsam, wenn möglich, Textbeschriftungen in Grafiken zu vermeiden. Textelemente lassen sich in einem Autorentool schnell vom Content Producer, wenn nicht sogar automatisiert, tauschen, während für eine Grafikanpassung oft zusätzlich Graphic Designer benötigt werden. Außerdem sollte sichergestellt sein, dass Animationen, die sich am Timing von Audiotexten orientieren, auch in anderen Sprachen richtig getimed werden können. Aber Lokalisierung ist eben weit mehr.

Der Lokalisierungsprozess

Als E-Learning Expert muss Ihnen auch bewusst sein, dass ein Lokalisierungsprozess aus mehreren Schritten besteht und teilweise viel Zeit und Budget in Anspruch nehmen kann. Neben der Anpassung des E-Learning Kurses an die Zielgruppe, gehören auch eine richtige Vorbereitung der Lokalisierungsdokumente, die Übersetzung, die Prüfung des lokalisierten Contents, die Vertonungen, die technische Umsetzung und viele weitere Schritte dazu. Denken Sie immer an Ihre Zielgruppe, für die Sie lokalisieren. Es kann sein, dass bei großen Unternehmen vielleicht in jedem Land die Uniformen etwas anders sind und dass man die abgebildeten Avatare je Land auch dementsprechend „umziehen“   muss.

Wir sprechen in diesem Fall von der Gap Analyse, die am Beginn eines Lokalisierungsprojekts durchzuführen ist. Dabei gilt es die inhaltlichen Unterschiede zwischen dem Land oder der Region, für die die Ausgangsversion erstellt wurde und der neuen Zielregion herauszuarbeiten. Das können unterschiedliche Produktpaletten, andere Workflows, andere Preisschilder oder Verpackungen genauso wie unterschiedliche rechtliche Regulatorien sein. Gerade für diesen vorbereitenden Schritt sollte ausreichend Zeit eingeplant werden. Denn wenn diese Analyse lückenhaft gemacht wird, kann das unnötige Anpassungsschleifen, zusätzliche Termine für Fotoshootings und vieles mehr nach sich ziehen. Außerdem tauchen gerade bei der Gap Analyse auch oft Unstimmigkeiten auf, die zwischen den Ländern im Unternehmen erst geklärt werden müssen. Häufig ist den Mitarbeiter*innen gar nicht bewusst, dass Dinge in anderen Ländern anders gehandhabt werden. Erst die Gap Analyse deckt diese Unterschiede auf.

Für ein erfolgreiches Lokalisierungsprojekt sind auch Expert*innen aus unterschiedlichen Bereichen notwendig. Bei LearnChamp besteht das Lokalisierungsteam aus Project Manager, Learning Designer, Tool Expert und Graphic Designer. Bei Ihnen im Unternehmen kann es durchaus sein, dass mehrere Rollen in einer Person vereint sind. Außerdem arbeitet man häufig mit externen Agenturen zusammen, z. B. für Übersetzungen und Vertonungen, und engagiert firmeninterne Mitarbeiter*innen wie z. B. Fachexpert*innen. 

5 Tipps, wie Sie Ihr Lokalisierungsprojekt effizient gestalten

...und damit Kosten, Zeit und Nerven sparen:

  1. Planen Sie die Lokalisierung bereits beim Ausgangsprojekt mit ein und setzen Sie das Ausgangsprojekt dementsprechend technisch auf.
  2. Informieren Sie sich vorab über kulturelle Unterschiede, um Fettnäpfchen auch in der Zusammenarbeit zu vermeiden und proaktiv den Anpassungsbedarf ansprechen zu können.
  3. Führen Sie eine Gap Analyse mit den jeweiligen Regions-/Länderverantwortlichen durch.
  4. Klären Sie aber auch, welche Dinge trotz regionaler/kultureller Unterschiede vom Unternehmen global vorgeschrieben sind und nicht geändert werden dürfen.
  5. Leiten Sie aus der Gap Analyse auch Kriterien für die Qualitätssicherung ab, die bei der lokalisierten Version auch besonders geprüft werden, z. B., wenn in einem Land die Namensschilder immer rechts statt links getragen werden oder eine Marke in einem Land anders benannt ist.