Um Digital Learning Contents allen Lernenden unabhängig von Einschränkungen und Behinderungen frustfrei verfügbar zu machen, gibt es im Bereich der Barrierefreiheit (unter dem englischen Begriff Accessibility bekannt) einiges zu beachten.
In diesem Beitrag erfahren Sie unsere 4 Tipps für die barrierefreie Gestaltung von E-Learning Contents.
Was bedeutet Barrierefreiheit im Web?
Bevor wir loslegen, gilt es, die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen im Web genauer unter die Lupe zu nehmen.
Zu beachten ist, dass blinde oder sehbehinderte Menschen meist mit Hilfe eines Screenreaders (=Sprachausgabe) navigieren. Ein solches Tool wird nicht über die Maus, sondern durch verschiedene Tastenkombinationen gesteuert und liest die angewählten Texte oder Bildbeschreibungen vor. Auch mobilitätsbehinderte Menschen navigieren oft über wenige Tasten.
Um E-Learning Kurse für gehörlose oder hörbehinderte Menschen zugänglich zu machen, bedarf es einer alternativen visuellen Ausgabe von Geräuschen, Audiotexten oder Videos. Menschen mit kognitiven Behinderungen oder auch ältere Menschen profitieren vor allem von einfachen Formulierungen bzw. der Anpassung von Texten an das gewohnte Vokabular.
Was muss in der Konzeption und Umsetzung beachten werden?
Wird Accessibility gleich von Anfang an bedacht, entfallen Kosten für eine spätere Anpassung. Bis spätestens 28.06.2025 müssen laut der EU-Richtlinie 2019/882 alle Produkte und Dienstleistungen barrierefrei sein – auch im Web. Behalten Sie folgende 4 Tipps während der Erstellung von E-Learning Kursen immer im Hinterkopf:
- Richtlinien kennen und einhalten
Vielleicht wissen Sie gar nicht, womit Sie beginnen sollen. Welchen Anforderungen muss ein E-Learning Kurs entsprechen, um barrierefrei zu sein? Hier bieten die WCAG 2.1 Richtlinien die perfekte Abhilfe. Diese gelten als stabile, referenzierbare technische Standards, für die testbare Erfolgskriterien vorhanden sind. - Alt-Texte formulieren
In den WCAG Richtlinien wird auch festgelegt, dass für Abbildungen Alt-Texte vorhanden sein müssen. Aber was bedeutet das? Alt-Text steht für „Alternative Text“. Es handelt sich um einen textlichen Ersatz von Grafiken, also eine Bildbeschreibung. Diese wird von Screenreadern vorgelesen. Grafiken können nur erkannt werden, wenn diese Beschreibung vorliegt. Fehlt sie, gehen für blinde oder sehbehinderte User oft wichtige Informationen verloren.
Achten Sie bei der Formulierung von Alt-Texten vor allem darauf, den Inhalt und/oder die Funktion der Grafik wiederzugeben. - Tab-Fokussierung aktivieren
Eine sehr einfache Möglichkeit, Menschen mit motorischen Einschränkungen die Navigation zu erleichtern, bietet die Tab-Fokussierung. Bei der Navigation mit Tasten wird nicht wie mit einem Mauszeiger ersichtlich, wo man sich gerade auf der Seite befindet. Die Tab-Fokussierung gibt dem gerade angesteuerten Element eine farbliche Umrandung, wodurch dieses optisch hervorgehoben wird. Manche Autorentools wie Articulate Storyline aktivieren die Tab-Fokussierung automatisch, bei anderen wie Evolve Authoring muss diese Funktion separat aktiviert werden. - Barrierefreiheit testen
Bevor E-Learning Content veröffentlicht werden kann, muss er auf Barrierefreiheit überprüft werden. Es empfiehlt sich schon in der Konzeptionsphase zu testen, ob die angedachten Seiten- oder Komponententypen barrierefrei umsetzbar sind.
Getestet werden können E-Learning Contents, indem Sie diese einfach einmal selbst mit einem Screenreader aufrufen. Benutzen Sie hierfür z. B. die von den meisten Betriebssystemen vorinstallierte Sprachausgabe oder laden Sie sich die Software NVDA herunter. Neben einem Screenreadertest sollte der Content auch umfassend auf die Einhaltung der Richtlinien geprüft werden. Hierfür eignet sich beispielsweise das WAVE Evaluationstool. Damit werden alle Elemente einer Seite auf WCAG 2.1 überprüft.
Noch ein kurzer Hinweis zum Abschluss: Einfache und verständliche Texte helfen uns allen. Achten Sie in der Konzeptionsphase darauf, Texte kurz zu formulieren und Hauptaussagen hervorzuheben. Das hilf nicht nur Menschen mit kognitiven Behinderungen, sondern macht uns allen das Leben leichter.
Mehr Tipps und praktische Beispiele für die barrierefreie Gestaltung Ihrer E-Learning Kurse erhalten Sie im Kurs „Accessibility Grundsätze kennen und anwenden“ in unserer Digital Learning Academy.