Social Collaboration mit Totara Social

Soziales Lernen ist keine Erfindung der Gegenwart, auch soziale Medien erfinden es nicht grundlegend neu und sie sind auch nicht zwingend erforderlich dafür. Es muss daher immer eine eingehende Analyse des im jeweiligen Einzelfall bereits vorhandenen sozialen Lernens vorausgehen, um Tool-Empfehlungen und -Spezifikationen zu begründen. Nichtsdestotrotz gibt es nahe liegende Szenarien, in denen der Einsatz bestimmter Tools vielversprechend ist für soziales Lernen.

Eines dieser Szenarien ist die kooperativ-wissensintensive Arbeit unter Bedingungen örtlicher und zeitlicher Versetzung – wir hatten dies bereits im einführenden Artikel zu sozialem Lernen beschrieben. In diesem Zusammenhang haben wir von LearnChamp Totara Social getestet. Totara Social ist ein Open Source Social Collaboration Tool und das Schwesterprodukt von Totara LMS, einem Moodle-basierten Learning Management System.

Weshalb ist dieses Szenario naheliegend?

  • Erstens gehört dieses Szenario zu einem Typ von sozialem Lernen in Organisationen, in dem wir zusammen mit Jane Hart den größten Hebel für ihre Leistungsfähigkeit sehen: Social Collaboration[1]
  • Zweitens verspricht ein hierfür vorgesehenes Tool wie Totara Social gerade unter den genannten Bedingungen hohe Effektivität und Unterstützung für soziales Lernen.

social collab1

Welche Unterstützung bietet Totara Social sozialem Lernen?

Entlang der Funktionen sozialen Lernens haben wir geprüft, inwiefern Totara Social entsprechende (sozial-) lernhaltige Interaktionen in o.g. Teams unterstützt.

Teambildung

Die Tatsache, dass Teambildung ein Lernprozess ist, wird häufig übersehen. Die „Bildung“ des Teams ist in einem pädagogischen Sinne der Formung der Identität und Fähigkeiten des Teams zu verstehen. Diese vollzieht sich vor allem in der Arbeit und beginnt etwa nicht erst im Hochseilgarten.

Das in diesem Zusammenhang häufig zitierte Phasenmodell von Tuckman zeigt auf, dass sich ein Team besonders anfangs über vieles abstimmt: seine Identität, die der Gruppenmitglieder sowie über Regeln, Rollen und Werthaltungen. Ein notwendiger sozialer Lernprozess, der zwar selten ohne (konstruktive) Konflikte abläuft, jedoch die Voraussetzung bildet für die Normung und Performance des Teams. Dieser Lernprozess kann besonders intensiv werden bei folgenden Zusammensetzungen: Experten eines einzigen Fachbereichs, betont unterschiedliche Fachbereiche, unterschiedliche gesellschaftliche und/oder Unternehmens-Kulturen.

Totara Social bietet anhand von Nutzerprofilen, Posts, Blogs, Foren und Chat verschiedene Flächen und Kanäle dafür, einander zu zeigen, wer man ist, viele Möglichkeiten, ins Gespräch zu kommen und im Gespräch zu bleiben. Dabei kann den Gesprächen mehr oder weniger „Öffentlichkeit“ gegeben werden, indem man Chat- und Forenteilnehmer spezifisch auswählt. Auch die Thematik der Gespräche lässt sich im Überblick behalten: innerhalb von Gruppen können mehrere Foren gepflegt werden. Man vergleiche das mit der leidvollen E-Mail-Praxis, allen zu antworten, bei der man schnell an die Grenzen dieses eigentlich für Gespräche nicht geeigneten Mediums gelangt. Hervorzuheben ist gegenüber E-Mail auch die leicht durchsuchbare Dokumentation der Beiträge, die dabei hilft, Missverständnisse zu vermeiden. Zugleich ermöglicht sie es jedem, sich anhand der Tätigkeits- und Meinungsprofile einfach und in Ruhe ein Bild der Kollegen zu machen. Hat es sich „gefunden“, kann sich das Team über Totara Social auch nach „außen“ profilieren (im besten Sinne).

Kommentieren und Kompensieren

Trainings- oder Studieninhalte der oft aus unterschiedlichen Fachbereichen, Abteilungen oder Generationen stammenden Teammitglieder erfordern Kommentierung. Neue Modelle oder Begriffe werden (nicht) angewendet, bestimmten Phasen eines Prozesses wird (begründet) mehr Aufmerksamkeit zuteil als anderen und verschiedenste Vorgaben müssen ebenso gewichtet werden. Jedes Team formuliert sozusagen seine eigene „Stellungnahme“ zum „Überlieferten“. Damit die Zusammenarbeit reibungslos verläuft und weil Ausbildung und Training keine lückenlose Vorbereitung auf jede erdenkliche Praxis leisten können, müssen insbesondere bei wissensintensiver Arbeit auch Lücken kompensiert werden: Neue Begriffe müssen erfunden, unvorhergesehene Probleme im Prozess gelöst und Vorgaben selbst überprüft werden.

Nutzer von Totara Social können Fragen stellen, Ideen vorschlagen, To-Do-Listen aufsetzen (ohne Zuweisung), Dateien einfach per Drag & Drop hochladen, Foren eröffnen und sogenannte Ansichten anlegen. Letzteres kann sehr frei mit medialen Elementen (auch externe Feeds) versehen und angeordnet werden. Ein Wiki kann derzeit allerdings nur außerhalb von Totara Social angelegt werden.

Innovation

Die Kompensation kann in kooperativ-wissensintensiver Arbeit auch so weit gehen, dass man von Innovationen sprechen muss: eine Verbesserung des Prozesses, des Produkts etc. Die zuletzt genannten Funktionen bieten neuen Ideen, die im Arbeitsprozess entstehen, einen sehr günstigen Nährboden.

Fazit

Totara Social verspricht eine durchwegs gute Unterstützung des sozialen Lernens im Rahmen von Social Collaboration.

Als notwendiger Ersatz persönlichen Kontakts und bessere Alternative zu E-Mail oder Workgrouping-Tools gibt es der Collaboration ihr soziales Gesicht wieder.

Anstelle von beschränkter, vermiedener oder über viele Tools und Medien fragmentierter Kommunikation bündelt es Kommunikationsmöglichkeiten, die gerne genutzt werden. Die Realisation von sozialen Lernchancen wird dadurch erheblich erleichtert.

Hinsichtlich verschiedener funktioneller Teilaspekte wie Social Networking, Messaging, Blogging, Content Management etc. ist Totara Social eher als Allrounder zu bezeichnen. Im Einzelfall ist daher zu prüfen, inwiefern es spezifischeren Anforderungen begegnet.

Finden Sie sich in diesem Szenario und seinen Anforderungen wieder? Denken Sie über den Einsatz von Social Collaboration Tools nach, um das soziale Lernen zu verbessern? Wir können mit Ihnen analysieren, welche Verbesserung ihr soziales Lernen benötigt und begründen, welche Tools dazu wie eingesetzt werden müssen.

In einem kommenden Blogartikel prüfen wir Totara Social in einem anderen nahe liegenden Szenario für soziales Lernen: der Einarbeitung neuer Mitarbeiter. Sie dürfen gespannt bleiben!


[1] Vgl. Hart, Jane: The difference between social learning and social collaboration, 2015 (Blogbeitrag)

[http://www.c4lpt.co.uk/blog/2015/03/18/the­difference­between­social­learning­and­social­collaboration; letzter Abruf 17.04.2015]