Ich bin mit hohen Erwartungen nach London gekommen, die, was die Qualität und das Auftreten der Anbieter angeht, vollständig erfüllt wurden:
- Fast durchgängig repräsentative Stände mit vielen Mitarbeitern, die aktiv das Gespräch mit den Besuchern suchten. Auffallend war, dass die Stände insgesamt deutlich kleiner waren, als man das von der LEARNTEC in Karlsruhe gewöhnt ist.
- Insgesamt – neben einer Vielzahl an LMS- und Talent Management-Anbietern wie SuccessFactors, SABA, Cornerstone etc. – nach außen hin eine recht homogene einheitliche Positionierung der Service-Angebote nach dem Motto wir können im Prinzip alles. Wie sich die Branche auf der Messe präsentiert, lässt auf in jedem Fall auf einen sehr potenten Markt schließen. Wenn man tiefer blickt, sieht man einige dominante Anbieter (allen voran Kineo, Epic und Line), die technologische Innovationen vorantreiben und aggressiv vermarkten. Darüber hinaus gibt es rund um diese zentralen Anbieter ausreichend Raum für kleine(re) aber feine Content-Agenturen und aufstrebende Technologie-Anbieter.
"Die Buzzwords der Messe waren definitiv social learning, responsive design und mobile learning, wobei sich vor allem letzteres sehr abwechslungsreich gestaltet."
- Stefan Reicher
- Mehrere Anbieter wollen diese Fragestellungen über das Angebot der kundengerechten Erstellung von Apps, Autorentools für Apps oder auch Nachbildung des Apple-Stores beantworten. Im Bereich responsive learning stechen für mich Kineo, mit seinem direkt vor der Messe veröffentlichtem Adapt, und Epic mit gomo deutlich heraus. Oberflächlich betrachtet ähneln sich diese beiden Produkte, tatsächlich ist der Unterschied aber beträchtlich. Während Kineo auf Open Source und auf die Macht der Masse vertraut und mit Adapt derzeit lediglich ein Framework bereitstellt (eine Weiterentwicklung zum Autorentool ist schon in der Pipeline) und damit noch auf die Abenteuerlustigen unter den Contenterstellern abzielt, geht gomo direkt den bewährten Weg eines Autorentools, dessen Leistungsumfang und Angebot zwar angepasst und erweitert werden kann, aber nur unter der Schirmherrschaft des Anbieters. Das Hauptfeature beider Produkte ist jedenfalls die dynamische Anpassung des Contents an die Bildschirm- bzw. Browserfenstergröße, die über die reine Skalierung der Inhalte hinausgeht. Dieser Output lässt sich also auf Endgeräten verschiedener Größe problem- und vor allem umweglos darstellen und verwenden.Die Auftritte und Angebote der meisten Anbieter konnten also auf jeden Fall überzeugen.
Etwas enttäuschend – zumindest was Organisatorisches und Räumlichkeiten angeht – war für mich die Art, wie sich die Messe präsentiert hat: Sie macht auf den ersten Blick einen eher provinziellen Eindruck (im Vergleich z. B. mit der LearnTec in Karlsruhe): Die Räumlichkeiten wirken eng (auch aufgrund niedriger Raumhöhen), aufgrund der hohen Besucherzahlen ist es hektisch, laut und warm. Generell ist die Organisation verbesserungswürdig, vor allem in den Schlangen bei der Garderobe und bei Verpflegung spürbar.
Dennoch insgesamt eine sehr interessante Veranstaltung, die für ein Unternehmen wie LearnChamp wertvolle Einblicke in die Themen, die in den kommenden Jahren aktuell sein werden, bietet. Gleichzeitig wird man auch daran erinnert, dass über die verschiedenen Marketing-Auftritte hinaus alle nur “mit Wasser kochen”. Im Vergleich z. B. zu den E-Learning Demos, die einem hier in London präsentiert werden, brauchen sich kontinentaleuropäische Anbieter auf keinen Fall zu verstecken.