Muss Ihr E-Learning Design responsive sein?

Das kleine Wort responsive ist in der E-Learning Branche derzeit in aller Munde. Stefan Reicher darüber, worum es dabei geht, welche Bedeutung es für E-Learning Lösungen hat und weshalb es sich dabei nicht nur um ein Modethema handelt.

Die typischen E-Learning Lösungen sind heute für die Nutzung auf normalen Computern ausgelegt:

Zusätzlich sorgen IT-Abteilungen in Unternehmen meist für möglichst einheitliche Hard- und Software. Externe Lerner, also Geschäftspartner oder Kunden, haben sich oft an den offiziell unterstützten Systemvoraussetzungen zu orientieren. Damit verlagert man das Funktionieren der E-Learning Lösungen geschickt in den Verantwortungsbereich der Lerner. E-Learning Designer können für ihre Lösungen in jedem Fall aus dem Vollen schöpfen. Und tun das auch.

Dass E-Learning Content auch auf anderen Endgeräten genutzt werden könnte, ist nach Einschätzung vieler E-Learning Verantwortlicher derzeit noch keine unmittelbare Anforderung. “Mobile” wird zwar als Thema wahrgenommen, für das eigene Unternehmen allerdings erst in der entfernteren Zukunft als realistisches Szenario betrachtet.

 

Sie übersehen dabei allerdings, dass “Mobile” im Alltag der meisten Menschen schon angekommen ist, oftmals auch schon in ihren eigenen Unternehmen. Die Verfügbarkeit von mobilen Endgeräten wie Smartphones und Tablets erfolgt bei wichtigen Zielgruppen in der Organisation meist früher und deutlich schneller, als erwartet.

Die Konsequenz: Um die erfolgten Investitionen in E-Learning Content und Learning Management Systeme zu sichern, sollen diese Lösungen plötzlich auch auf zusätzlichen Endgeräten verfügbar gemacht werden. Die Folge sind in der Regel Budget- und Ressourcen-intensive Umbauarbeiten. Oftmals mit dem Ergebnis, dass die Lösungen in der erweiterten Umgebung einigermaßen fehlerfrei aufgerufen werden können (also “lauffähig” sind). Ob die Lerner sich die Inhalte unter solchen Umständen wirksam aneignen können, ist aber alles andere als sicher: beim Versuch die Inhalte der PC-Version auf kleinere Bildschirme zu übertragen, kommt es in der Regel zu suboptimalen Ergebnissen durch schlechte Lesbarkeit, ungeeignete Navigation, fehlende Plug-Ins, inakzeptable Ladezeiten etc.. Warum? Die E-Learning Contents sind schlicht nicht für die Verwendung auf solchen Endgeräten konzipiert.

"Muss Ihr E-Learning Design also responsive sein? In Zukunft wird kaum ein Weg daran vorbeiführen."

- Stefan Reicher

Dabei ist das Problem eigentlich gar nicht so neu: jeder Webseiten-Programmierer sieht sich mit heterogenen Systemlandschaften konfrontiert (unterschiedlichste Browser in immer neuen Versionen, fehlende einheitliche Standards für Tablets und Smartphones, viele verschiedene Bildschirmgrößen und -relationen). Die Antwort der Web Entwickler darauf lautet Responsive Webdesign, kurz RWD.

“Beim Responsive Webdesign handelt es sich um einen gestalterischen und technischen Ansatz zur Erstellung von Webseiten, so dass diese Webseiten auf Eigenschaften des jeweils benutzten Endgeräts reagieren können. Der grafische Aufbau einer responsiven Webseite erfolgt anhand der Anforderungen des jeweiligen Gerätes, mit dem die Seite betrachtet wird. Dies betrifft insbesondere die Anordnung und Darstellung einzelner Elemente, wie beispielsweise Navigationen, Seitenspalten und Texte.” (Quelle: Wikipedia)

Designer von E-Learning Lösungen stehen zusätzlich vor dem Problem, dass es nicht nur um die Anordnung von Grafikelementen geht, sondern darum die Wirksamkeit ihrer didaktischen Konzepte auf all den unterschiedlichen Endgeräten zu bewahren.

Dennoch: E-Learning Designer werden sich dem Erwartungsdruck nicht lange verschließen können; und müssen das glücklicherweise auch nicht: Entwicklungen rund um HTML5 ermöglichen es auch Lerninhalte Endgeräte-unabhängig zu entwickeln. Wirklich intelligente Lösungen passen dabei nicht nur das Layout und die Darstellung der Inhalte an die Möglichkeiten der verschiedenen Endgeräte an, sondern die Inhalte selbst. Das bedeutet zum Beispiel, dass in der Desktop-Version des E-Learning Contents Animationen enthalten sind, die in der Smartphone-Version nicht angezeigt werden. Oder es werden Texte aus der Animation in einfachere grafische Formate übernommen.

Klingt das nach einer großartigen Entwicklung? Absolut! Der Vorteil aus Sicht der Unternehmen liegt auf der Hand: anstatt mehrere E-Learning Lösungen entwickeln zu müssen, können mit Responsive E-Learning Design alle gängigen Endgeräte aus einer einzigen Content-Quelle bedient werden. Das schont die Budgets und ermöglicht höhere Ressourceneffizienz.

Aber auch die Lerner können profitieren: E-Learning Lösungen, die unabhängig von den benutzten Endgeräten und technischen Plattformen, ansprechend aussehen, zugänglich sind und funktionieren, sind für Lerner äußerst motivierend. Und bekanntermaßen wird der Erfolg von E-Learning Lösungen auch weiterhin maßgeblich dadurch bestimmt werden, wie sehr es gelingt die Lerner zu motivieren und die Inhalte ansprechend zu verpacken.